“N-Wort”

Warum muss das „N-Wort“ aus unserem Sprachgebrauch eliminiert werden?

May Ayim schreibt zum „N-Wort“: „Seit der ‚Black Power- Bewegung’ der sechziger Jahre müsste weißen Menschen eigentlich bewusst sein, dass Menschen afrikanischer Herkunft sich gegen die Bezeichnung “N.“ aussprechen, da dieser Ausdruck Symbol für Geringschätzung und Versklavung Schwarzer Menschen ist“.[1]

Mit dem „N-Wort“ wurden die südlich der Sahara lebenden Menschen bezeichnet. Es wurde zur Zeit der Europäischen Expansion erfunden, also zur Zeit der Versklavung, die mit Brutalität, Verschleppung und Schmerz verbunden war. Das „N-Wort“ sollte die damit bezeichneten Menschen bewusst abwerten. Damit war die Bezeichnung „N.“  vom Beginn an im deutschen Kontext rassistisch. Die Psychologin Grada Kilomba schreibt über das „N-Wort“, dass es schmerzhaft ist. Es ist ein weißes Konzept – ein Begriff, der mich in eine koloniale Ordnung zwingt. „Rassismus geht m.E. über Diskriminierung hinaus: Er ist die Macht, wirtschaftlich, kulturell, politisch und sozial die eigenen Interessen und Interpretationen durchzusetzen“.[2] Er funktioniert durch Diskurse und damit durch Worte. „Bis heute halten sich diese negativen Bilder in Deutschland und werden stets durch die Medien reproduziert“.[3]

Aber was macht das „N-Wort“ mit der Person, die es verwendet? Die Reflexion über unseren Sprachgebrauch ist nötig, um die rassistischen Diskurse zu durchbrechen. Deshalb sollte über eine Strategie der Nichtverwendung des „N-Wortes“ nachgedacht werden. Dazu ist es auch nötig den Rassismus bei der eigenen Wortwahl zu reflektieren, zu hinterfragen und zu unterlassen. Ein Bewusstsein für den deutschen strukturellen Rassismus entwickeln. Dabei müssen selbstgewählte Eigennamen wie Schwarze Deutsche oder Afrodeutsche viel stärker angenommen werden.[4] Schließlich geht es bei dem Begriff Afrodeutsch bzw. Schwarze Menschen, Schwarze Deutsche nicht um eine Abgrenzung aufgrund der Herkunft oder Hautfarbe. Vielmehr sollen die verletzenden Fremd-Bezeichnungen aus der Kolonialzeit durch selbstgewählte Bezeichnungen ersetzt werden. Das ist ein Weg sich selbst zu bestimmen, anstatt bestimmt zu werden. „Diese Strategien der Selbstbenennung haben das Ziel, hierarchisierende Formen der Bevormundung und Unterdrückung abzuwehren“.[5]

Das „N-Wort“ wird in seiner Verwendung immer rassistisch sein, daher ist es unumgänglich, dass die Nichtverwendung rechtlich und politisch festgelegt werden muss.


[1] May ,Ayim (1997): Grenzenlos und unverschämt. Berlin: Orlanda. S. 118.

[2] Oguntoye, Katharina/ Opitz, May/ Schultz, Dagmar (Hrsg.) (2006): Farbe bekennen, Afro- deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Berlin: Orlanda. S 43.

[3] A. Kelly, Natasha (2010): Das N-Wort. In: Nduka-Agwu, /Hornscheidt (Hrsg), Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen. Frankfurt a. M.: Brandes&Apsel, S.159.

[4] A. Kelly, Natasha (2010): Das N-Wort. In: Nduka-Agwu, /Hornscheidt (Hrsg), Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen. Frankfurt a. M.: Brandes&Apsel, S.157-166.

[5] A. Kelly, Natasha (2010): Das N-Wort. In: Nduka-Agwu, /Hornscheidt (Hrsg), Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen. Frankfurt a. M.: Brandes&Apsel, S.166.